Ein paar Worte zu Etsy und Amazon

Wenn Du Dein Business erweiterst und einen eigenen kleinen Onlineshop eröffnest, hast Du zu Beginn keine Reichweite. Du wirst Suchmaschinenoptimierung und Marketing betreiben, damit Du Dir einen kleinen Kundenstamm aufbauen kannst. Eine Möglichkeit für höhere Reichweite sind verschiedene Händlerportale. Sie helfen Dir in relativ kurzer Zeit, Deinen Bekanntheitsgrad zu steigern und Neukunden zu gewinnen.

Wie ich es hier im Shop bereits kommuniziere, verkaufe ich meine Produkte ebenfalls auch zum Teil bei Etsy und bei Amazon. Als kleines Label hilft mir das, Kunden zu erreichen, die mich nicht über Suchmaschinen finden und in ihrer gewohnten Einkaufswelt shoppen möchten. Händlerportale haben somit auf jeden Fall einen großen Mehrwert für kleine Unternehmen. Aber es gibt auch Schattenseiten. Und auf die sollte man vorbereitet sein.

Das Händlerportal von Amazon

Ich kenne fast niemanden, der nicht – zumindest hin und wieder – bei Amazon einkauft. Amazon kennt jeder. Ich habe mir bei Amazon ein Handmade-Konto eröffnet. Dafür müssen die Produkte, die ich verkaufe bestimmte Anforderungen erfüllen – eben Handmade sein. Für ein Handmade-Konto entstehen aktuell keine monatlichen Kosten. Das sieht bei einem normalen Verkäuferkonto anders aus.

Aber um mit dem Verkauf auf Amazon starten zu können, mussten einige formelle Hürden übernommen werden. Da ist Amazon rigoros und wenn Dir irgend ein Bescheid und irgend ein Zettelchen fehlt, dann bist Du ganz schnell deaktiviert, bis Du die notwendigen Unterlagen eingereicht hast und diese von Amazon geprüft wurden. Das Gute bei Amazon ist, ich kann soviele Produkte einstellen, wie ich möchte und bezahle nur eine Gebühr, wenn ich auch etwas verkauft habe. Die Gebühr beträgt je nach Artikelart 7-15% des Warenwertes – mindestens aber 0,30 €. Da haben wir den ersten Nachteil für kleine Onlineshops: Um den eigenen Gewinn nicht zu schmälern, müssen hier die Produkte um mindestens 30 Cent teurer angeboten werden, als im eigenen Onlineshop.

Kommen wir schnell zum nächsten Nachteil: Denn Verkäufer bei Amazon zu sein bedeutet, ständig unter Druck und Stress zu stehen. Man muss die Ware schnell versenden, sonst wird man ständig mit fettgedruckten Buchstaben darauf hingewiesen. Und gibt man eine Bearbeitungszeit von 3-4 Tagen an, wird das Wochenende mitgezählt. Da kann man schon mal in Bedrängnis geraten. Andererseits kann ich es natürlich verstehen, wenn die Kunden so schnell wie möglich die bestellten Artikel geliefert bekommen möchten.

Das Händlerportal von Etsy

Etsy ist nicht ganz so bekannt wie Amazon. Etsy ist eher ein Onlinemarkt für Selbstgemachtes. Also Handmade. Also genau richtig für mich. Bei Etsy habe ich mir ein richtiges Verkäuferkonto angelegt. Mit Profil und natürlich meinen ganzen Produkten. Etsy ist zum Wohlfühlen. Sowohl für Käufer als auch für Verkäufer. Aber vielleicht bin ich etwas zu blauäugig an das Geschäft mit Etsy herangegangen. Eine kleine Geschichte dazu:

Aktuell verkaufe ich in meinem Shop Alpaka-Seifen. Die Seifen kaufe ich für 6,00 € pro Stück in der Verwandtschaft ein. Verkauft werden sie für 6,50 € das Stück. Die 50 Cent extra fallen für die hübsche Verpackung mit Schleierkraut, Kordel, Anhänger und den Aufwand sowie das Marketing an. Also 6,50 € kostet das Stück Seife hier im Shop. Bei Etsy kostet das gleiche Stück Seife 7,10 €. Der Preis kommt dadurch zustande, dass ich für das Einstellen eines Produktes jedes mal 0,20 Dollar bezahlen muss. Egal, ob der Artikel verkauft wird oder nicht. Wenn der Artikel innerhalb von 4 Monaten nicht verkauft wird, wird er erneuert und ich zahle wieder 0,20 Dollar. Aktuell habe ich 262 Artikel bei Etsy aktiv. Für jeden davon habe ich 0,20 Dollar bezahlt – egal ob ich ihn verkaufe oder nicht.

Zurück zur Alpaka-Seife. Jede einzelne Seife ist somit schon mal 0,20 Dollar teurer. Dazu kommt eine Transaktionsgebühr, sobald die Seife verkauft wird. Das sind 6,5 % vom Warenwert. Also nehmen wir die 6,5 % von 7,10 €. Das sind 0,46 Dollar zusätzlich. Insgesamt muss ich also 0,66 Dollar bezahlen und liege mit diesen Gebühren schon unter der Gewinnspanne.

Nun habe ich letztens ein Stück Seife bei Etsy verkauft. Ich war glücklich, dass das Produkt angenommen wurde. Doch dann traute ich meinen Augen kaum.

Einnahme: 7,10 €
Bearbeitungsgebühr: -0,78 €
Transaktionsgebühr: -0,46 €
Transaktionsgebühr Versand: -0,32 €
Gebühr für Verkauf über Offsite Ads: -1,80 €
Einstellgebühr: -0,20 €

Summasummarum habe ich für den Verkauf eines Stückchens Seife für 7,10 € Gebühren in Höhe von 3,56 € gezahlt. Der Gewinn, den die Seife gemacht hat beträgt 3,54 €. Das ist weniger als die Gebühr! Zur Erinnerung, ich zahle für jedes Stückchen Seife 6,00 € im Einkauf. Damit habe ich mal ordentlich drauf gezahlt und ganz schnell diese seltsamen Offsite Ads deaktiviert. Seit dem habe ich weniger Besucher auf meinem Etsy-Profil. Ach apropos Besucher auf dem Etsy-Profil. Damit ich Besucher bekomme, schalte ich noch Werbung. Die habe ich aber inzwischen auch runtergesetzt auf 1,00 Dollar pro Tag.

Die Offsite Ads konnte ich deaktivieren. Alle anderen Gebühren fallen prozentual – jedoch mit einem Mindestbetrag – bei jedem Verkauf an. Das sind ca. 25% Mehrkosten. Somit muss ich jedes Produkt bei Etsy um 25% teurer machen, als in meinem Shop. Damit würde eine normale Grußkarte mit Briefumschlag nicht mehr 3,90 € wie in meinem Shop kosten, sondern 4,88 €. Nun – die Frage ist, wieviel Neukunden ich bei diesen Preisen durch das Etsy-Händlerportal dazugewinnen kann.

Welche Folgen ich aus dieser Erkenntnis für meine Zukunft ziehe ist mir noch nicht ganz klar. Aber die Nutzung von Händlerportalen sollte man sich wirklich gut überlegen. Ich hoffe, diese Aufschlüsselung war für Euch mal interessant zu sehen. Auch, um zu verstehen, warum Preise so unterschiedlich sein können.

In diesem Sinne. Ich wünsche Euch eine gute Zeit.

Eure Cindy